Braunkohlenbahnen mit induktiver Zugsicherung

el 375-t-Ellok EL3, aufgestellt am Olbersdorfer See bei Zittau (Foto: Heike Graßmann).Am Olbersdorfer See, dem Restsee des Tagebau Olbersdorf im Zittauer Becken, der bis 1991 unter anderem die Kraftwerke Hagenwerder und Hirschfelde mit Braunkohle versorgte, ist eine kleine Ausstellung mit 900-mm-Grubenbahnfahrzeugen zu besichtigen. Diese Fahrzeugsammlung wurde im Zusammenhang mit der 2. Landesgartenschau Sachsens, die 1999 am Olbersdorfer See stattfand, von ehemaligen Bergleuten zusammengetragen. Die gezeigte 75-t-Elektrolokomotive EL3, Betriebs-Nummer 4-98, Baujahr 1955, stammt aus dem Fahrbetrieb des Senftenberger Revieres. 

Bemerkenswert ist der am Drehgestell in Fahrtrichtung rechts angebrachte Magnet einer induktiven Zugsicherung. ZWUS steht für Zakłady Wytwórcze Urzadzen Signalacyjnych, einen polnischen Hersteller für Eisenbahn-Verkehrssicherungsanlagen aus Katowice, heute zu Alstom gehörend.

Im 900-mm-Werkbahnnetz des Senftenberger Revieres wurde eine PZB (Punktförmige Zugbeeinflussung) eingesetzt, die von ZWUS entwickelt wurde. Eine Zusammenarbeit mit dem polnischen Hersteller war bereits gegeben, da im Werkbahnbetrieb der VVB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) Braunkohle-Technik von ZWUS, wie beispielsweise Gleisfreimeldeanlagen, im Einsatz waren.

Diese induktive Zugsicherung wurde für den Einsatz im Bergbau auf grundlegende Funktionen reduziert, wie nur eine Frequenz und nur Warnung und Auslösung. Die Anlagen bestanden aus einem 1000-Hz Frequenzgenerator mit dem Fahrzeugmagneten auf der Lokomotive und den Gleismagneten der gleichen Frequenz. Gesteuerte Gleismagneten standen am Hauptsignal und lösten bei Überfahren des Signales Hp0Halt eine Zwangsbremsung aus. Es wurden keine Geschwindigkeiten überwacht. Die ungesteuerten Gleismagneten, die also immer scharf waren, standen an allgemeinen Gefahrenstellen, wie zum Beispiel Langsamfahrstellen. Am Gleis war das Signal So17 Ankündigungsbake aufgestellt, und der Triebfahrzeugführer musste stets eine Wachsamkeitstaste betätigen.

Auf der langen Strecke vom Stw5 in Lauchhammer zur Bkf (Brikettfabrik) Tröbitz war vor einer Langsamfahrstrecke ein ungesteuerter Gleismagnet eingebaut. Ein anderer Punkt war der Rückstoß zur Bkf Meurostolln, da die Gleislänge nur für einen halben Kohlezuglänge ausreichte.

Das Netz der 900-mm-Grubenbahnen im Senftenberger Revier hatte eine maximale Ausdehnung von 268km und wurde 1999 aufgegeben.

Im aktuellen LEAG (Lausitz Energie Bergbau und Kraftwerke AG)-Netz wird keine PZB verwendet. Deswegen gibt es auch keine PZB-Fahrzeugausrüstung auf den 100-t-Elektrolokomotiven EL2m [1]. In diesem 1435-mm-Netz der Lausitzer Grubenbahnen wird ein Signalsystem mit Vorsignalen eingesetzt. Diese stehen je nach gefahrener Geschwindigkeit 400m oder 200m vor dem Hauptsignal. An einigen Stellen ist statt eines Vorsignales auch die Kreuztafel (So106) vorhanden, die ebenfalls im Bremswegabstand aufgestellt ist.

[1] Larraß, D.; van der Weem, J.; Lehmann, K.; Malke, H.: Modernisierte Tagebaulokomotive EL2. In: Elektrische Bahnen 101 (2003), H. 7, S. 321–329.