Deutsch-britisches Seekabel
HGÜ-Kabelverbindung Großbritannien – Deutschland (Grafik: NeuConnect).Am 21. Mai 2024 feierten 80 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Behörden mit NeuConnect auf der Konverter-Baustelle im Umspannwerk Wilhelmshaven-Fedderwarden den offiziellen Spatenstich für die erste direkte Elektroenergieverbindung zwischen Großbritannien und Deutschland. Zum Start der Hauptphase
werden die Auftragnehmer von NeuConnect, Siemens Energy und Prysmian, mit dem eigentlichen Bau der neuen Konverterstation und den Verkabelungsarbeiten beginnen.
NeuConnect verbindet als Hochspannungs-Gleichstromübertragungsleitung (HGÜ-Leitung) mit 725 km Länge zwei der größten Energiemärkte Europas miteinander. Maximal 1,4 GW Elektroenergie können jeweils in beide Richtungen transportiert werden. Die Kabelverbindung verläuft vom geplanten Umspannwerk Isle of Grain in der Grafschaft Kent zum Umspannwerk Fedderwarden im Stadtgebiet Wilhelmshaven. Dabei quert sie die Hoheitsgebiete Großbritanniens, der Niederlande und Deutschlands. Die Länge des deutschen Teils beträgt 193 km. In der Nordsee ist die Leitung als Unterseekabel und auf der deutschen Landseite als Erdkabel geplant.
Das Seekabelsystem besteht aus zwei bidirektionalen HGÜ-Kabeln mit je 150 mm Durchmesser, die als Bündel mit einem integrierten Glasfaserkabel verlegt werden. Es wird größtenteils in Gräben im Meeresboden verlegt. Wenn dies nicht möglich sein sollte, wird es mit alternativen Schutzsystemen gesichert. Die Verlegung erfolgt mittels Schiffen oder Bargen, die mit spülenden beziehungsweise fräsenden Tools bestückt sind, in Abhängigkeit von der jeweiligen Wassertiefe und Bodenbeschaffenheit.
An den Endpunkten findet in den Konverterstationen die Umwandlung von 525 kV Gleichspannung auf 380 kV Dreiphasenwechselspannung statt.
Der erste deutsch-britische Interkonnektor wird dazu beitragen, Leistungsschwankungen der sich erneuernden Energien auszugleichen, die Flexibilität auf den Strommärkten zu erhöhen und damit die Systemstabilität in beiden Ländern auf höchstem Niveau zu halten.
Deutschland und Großbritannien teilen das Ziel der Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts und bekräftigten am 3. November 2023 in einer gemeinsamen Absichtserklärung ihren Wunsch, künftig stärker zusammen zu arbeiten, um sichere, saubere und bezahlbare Energie für Verbraucher in beiden Ländern zu gewährleisten. Großbritannien verfügt über erhebliche Potentiale bei der Erzeugung von Offshore-Windenergie und plant, bis 2030 diese auf 50 GW installierte Leistung auszubauen.
Die 2,8 Mrd. EUR Investitionskosten für das Kabel und die zwei Konverterstationen werden von einem Konsortium unter der Leitung der globalen Investoren Meridiam, Allianz Capital Partners im Auftrag der Allianz Gesellschaften, Kansai Electric Power und TEPCO getragen. Die Verbindung soll 2028 in Betrieb genommen werden.