Grüner Wasserstoff aus Indien?

Deutschland und Indien vereinbarten im Rahmen der 7. Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen Ende Oktober 2024 den Abschluss einer Indo-German Green Hydrogen Roadmap, die dazu beitragen soll, grünen Wasserstoff langfristig wirtschaftlich rentabel zu machen und die globale Produktion sowie den Handel mit grünem Wasserstoff zu unterstützen. Um in schwer dekarbonisierbaren Industriebereichen wie der Stahl- oder Zementbranche eine klimaneutrale Produktion ermöglichen zu können, ist eine Energieversorgung mit grünem Wasserstoff unerlässlich. Deutschland und Indien arbeiten bereits seit 2006 im Rahmen einer Energiepartnerschaft eng zusammen.

Indien hat aufgrund günstigster Preise für Elektroenergie aus sich erneuernden Energien das Potential, global wettbewerbsfähigen grünen Wasserstoff herzustellen. Ziel Indiens sei es, ein globaler Hub und wichtiger Exporteur von grünem Wasserstoff zu werden. Es wird eine dauerhafte Arbeitsgruppe für grünen Wasserstoff im Rahmen der bestehenden deutsch-indischen Energiepartnerschaft Indo-German Energy Forum (IGEF) geschaffen. Der Import von grünen Wasserstoffprodukten soll den Wasserstoffmarkthochlauf in Deutschland entscheidend voranbringen.


Indien plant bis 2030 eine Produktionskapazität von 5 Mio. t Wasserstoff pro Jahr aufzubauen. Laut Nationaler Wasserstoffstrategie wird der Wasserstoffbedarf in Deutschland bis 2030 auf 95 TWh bis 130 TWh pro Jahr steigen. Das entspricht basierend auf dem Brenn-/Heizwert 3 Mio. t Wasserstoff und dessen -derivate. Davon werden voraussichtlich 50 % bis 70 % importiert werden müssen.


Kommentar

Indien hat mit 431 Einwohner/km2 eine um das 1,8-fache höhere Einwohnerdichte als Deutschland. Woher soll da überschüssige Elektroenergie aus Wind und Sonne für zu exportierenden Wasserstoff herkommen? Diesen wird man wie in Deutschland im Lande selber benötigen. Auch Indien wird eher grünen Wasserstoff importieren müssen. In Deutschland scheint derzeit aus Wind- und Sonnenenergie produzierter Wasserstoff nicht beschaffbar zu sein. Das BMWK gibt dazu keine Auskünfte. Ein angedachter Import grünen Wasserstoffs aus Indien zeugt von der Rat- und Hilflosigkeit der Regierenden in Berlin. 2023 wurden in Deutschland 79,7 % des Primärenergieverbrauches aus fossilen Brennstoffen gedeckt. Diese müssten bis zur gesetzlich geforderten Klimaneutralität in 2045 durch Elektroenergie aus Sonne- und Wind ersetzt werden. Wasserkraft und Biomasse werden in Deutschland weiterhin keine große Rolle spielen. Dabei ist die Speicherung grüner Elektroenergie in den erforderlichen großen Mengen noch nicht einmal ansatzweise gelöst. Die Wasserstofftechnologie scheint nicht die Lösung zu sein. Hinderlich sind zusätzlich die hohen Subventionen für Sonne- und Windenergie, die die Elektroenergie so verteuern, dass Anreize für die Forschung und zur Speicherung derselben nicht gegeben sind. Hier wären marktwirtschaftliche Instrumente sinnvoll.

Das BMWK ist stolz auf 57 % grüner Elektroenergie im 1. Halbjahr 2024 und auf den starken Zuwachs an Photovoltaikanlagen. Die 57 % sind ein Durchschnittswert der Energiemenge und sagen nichts über die Augenblickswerte aus, die sehr wichtig sind, da Elektroenergie wie schon ausgeführt, derzeit in großen Mengen nicht gespeichert werden kann. Zum Beispiel wurden am 5. November 2024 um 22 Uhr 80,3 % der Elektroenergie konventionell, insbesondere aus Kohle und Erdgas bereitgestellt. Zur Mittagszeit in den Sommermonaten gibt es in vielen Gebieten oft ein Überangebot an grüner Elektroenergie, vor allem aus den subventionierten Photovoltaikanlagen, so dass dann Windkraftanlagen stillgesetzt werden. Eine weltweite Klimaneutralität der Energiebereitstellung scheint eine Utopie zu sein. Es wird sich zu diesem Thema etwas vor gemacht. Zum Beispiel wird die große Anzahl akkuelektrischer Autos in China mit Elektroenergie gespeist, die zu 64,8 % aus fossilen Brennstoffen, vor allem Kohle, bereitgestellt wird.

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