In Deutschland: 42,6 % Elektroenergie klimaneutral
Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sanken 2019 gegenüber 2018 um 49 Mio. t in der Elektroenergieerzeugung und um 56 Mio. t im gesamten Energieeinsatz. Sie liegen 35,5 % unter dem Niveau von 1990. Das Ziel Deutschlands, bis 2020 die Emissionen um 40 % zu mindern, rückt überraschend in greifbare Nähe, wie Agora Energiewende mitteilte [1].
Für den Rückgang verantwortlich ist ausschließlich der Elektroenergiesektor. Sich erneuernde Energien deckten 42,6 % der Elektroenergienachfrage, 4,8 % mehr als im Vorjahr. Der Anteil an der Energiebereitstellung der Braunkohle sank von 22,8 % auf 18,8 % und der von Steinkohle von 13,0 % auf 9,4 %. Der Anteil von Kernenergie stieg von
11,9 % auf 12,4 %.
Hauptursache des Emissionsrückgangs im Energiesystem sind die gestiegenen Preise für CO2-Zertifikate im EU-Emissionshandel. Sie führten in Verbindung mit der gestiegenen Elektroenergieproduktion aus sich erneuernden Energien und einem gesunkenen Elektroenergiebedarf dazu, dass fossil betriebene Kraftwerke ihre Produktion an vielen Stunden des Jahres 2019 deutlich reduzierten, weil diese nicht mehr wettbewerbsfähig war. Davon profitierten Gaskraftwerke, die weniger CO2-Zertifikate für ihre Elektroenergieerzeugung benötigen; sie erhöhten ihren Anteil von 12,9 % auf 15,1 %.
Beigetragen zum hohen Anteil sich erneuernder Energien hat auch ein gesunkener Elektroenergiebedarf. Dieser war 2019 mit 569 TWh der geringste der vergangenen 20 Jahre und niedriger als 2009, dem Jahr der Wirtschaftskrise.
Die Jahresauswertung 2019 zeigt, dass die Förderkosten sich erneuernder Energien sinken werden. Alte und teure Anlagen fallen nach 20 Jahren zunehmend aus der EEG-Förderung. Sie können zu günstigen Preisen Elektroenergie anbieten. Neue Wind- und Solaranlagen produzieren Elektroenergie inzwischen günstiger als alle anderen Kraftwerkstypen und führen bei steigenden Sich-Erneuernden-Energien-Anteilen zu sinkenden Preisen an der Energiebörse. Deutschland war 2019 gemeinsam mit Luxemburg das Land in Europa mit den geringsten Energiegroßhandelspreisen.
Für 2020 prognostiziert Agora Energiewende, dass die Elektroenergieerzeugung aus Kernenergie abnehmen wird, da das Kernkraftwerk Philippsburg 2 Ende Dezember 2019 stillgelegt wurde. Die Lage der Windenergie an Land wird sich indes kaum verbessern, der Zubau dürfte sich wie 2019 im Bereich von 1 GW bewegen, während bei der Solarenergie ein Zubau von 4 GW und ein ähnliches Niveau wie 2019 erwartet wird. Die Windenergie auf See wird sich 2020 aufgrund der Inbetriebnahme neuer Windparks im zweiten Halbjahr 2019 und ersten Halbjahr 2020 voraussichtlich steigern.
Die guten Zahlen im Elektroenergiesektor werden durch das Fehlen von Ambitionen im Wärme- und Verkehrssektor deutlich geschmälert. Es bestehe die Gefahr, dass – nach dem Rückgang der Emissionen in den vergangenen zwei Jahren, dass heißt im Zeitraum 2020 bis 2022 – ein Anstieg folgt. Es müssen mehr sich erneuernde Energien zugebaut werden, um den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 auszugleichen und genügend Elektroenergie für Elektroautos und Wärmepumpen bereitzustellen.
Im Jahr 2019 betrug der Anteil der sich erneuernden Energien an der Gesamtbereitstellung von Primärenergie 14,7 %!
[1] Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2019. Angora Energiewende, 2020.