Auszug | eb - Elektrische Bahnen 9 | 2022

387 Journal 120 (2022) Heft 9 keine Züge. Nach Kochel gab es zeitweise Ersatzverkehr mit Taxen. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), der Aufgabenträger für den Schienenpersonenverkehr in Bayern, reagierte erst am 25. Juli 2022 mit einer Pressemitteilung auf diese Missstände. Bis zum Schuljahresbeginn Mitte September 2022 sollen alle Strecken wieder befahren werden. Für die Sanierung der Eisenbahnstrecken in den Regionen Werdenfels und Oberland plant die DB ein Investitionsprogramm von 80Mio. EUR. Im Rahmen einer Adhoc-Sanierung ab Mitte September 2022 werden noch bestehende Langsamfahrstellen beseitigt sowie ab Oktober punktuell Gleiserneuerungsarbeiten stattfinden. Von Juni 2023 bis November 2025 ist eine Modernisierung folgender Strecken vorgesehen: • Werdenfels: Tutzing – Garmisch – Mittenwald, Weilheim – Geltendorf, Weilheim – Schongau, Tutzing – Kochel, Murnau – Oberammergau • Oberland: Holzkirchen – Rosenheim, Holzkirchen – Lenggries, Holzkirchen – Schliersee – Bayrischzell Netz mit Wasserstofftriebzügen Am 24. August 2022 ist das weltweit erste Netz mit Wasserstofftriebzügen in den regulären Passagierbetrieb an den Start gegangen. Die 14 Fahrzeuge gehören der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG), einer Tochter des Landes. Weitere Partner des 93Mio. EUR-Projektes sind der Schienenfahrzeugbauer Alstom, die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb) und das Gase- und Engineering-Unternehmen Linde. Das niedersächsische Verkehrsministerium übernahm die 85Mio. EUR für die Beschaffung der zweiteiligen Coradia iLint Triebzüge von Alstom. Der Bund beteiligte sich mit 8,4Mio. EUR. Auf der Strecke Cuxhaven – Bremerhaven – Bremervörde – Buxtehude werden durch die evb im Auftrag der LNVG die 14 mit Wasserstoff betriebenen Regionalzüge eingesetzt. Sie ersetzen 15 Dieseltriebzüge. Dank 1000 km Reichweite können die Triebzüge mit einer Tankfüllung einen Tag im Netz der evb fahren. Derzeit rollen fünf der neuen Züge, die weiteren kommen bis Ende 2022 hinzu. An der der Wasserstoff-Tankstelle in Bremervörde können die Züge rund um die Uhr versorgt werden. Die Anlage von Linde beinhaltet 64Stück 500-bar-Hochdruckspeicher mit insgesamt 1800 kg Speicherkapazität, sechs Wasserstoffverdichter und zwei Zapfsäulen. Ein Kilogramm Wasserstoff ersetzt 4,5 l Dieselkraftstoff. Eine spätere Wasserstofferzeugung vor Ort mittels Elektrolyse und regenerativ erzeugtem Strom ist geplant. Kooperation für automatisierte Bremsprobe Knorr-Bremse rüstet mit der Havelländischen Eisenbahn (HVLE) einen Güterzug mit einem Automatisierungssystem aus, das eine automatisierte Bremsprobe ermöglicht. Das System FreightControl umfasst eine Elektronik als zentrale Wagenintelligenz und eine Sensorik am Bremssystem. Da der HVLE-Zug noch nicht über automatische Kupplungen (DAK), und damit über eine zugweite Datenleitung verfügt, wird das Signal der Bremsprobe über Funk übermittelt. Der Zug wird ab 2023 umgerüstet und ab 2024 im Einsatz sein. Noch heute wird die Bremsprobe an den 500000 Güterwagen in der EU manuell durch das Personal durchgeführt. Sobald sie in Zukunft aus dem Führerstand erledigt werden kann, wird sie dazu beitragen, dass Güterzüge signifikant schneller abfahrbereit sind. Wasserstofftriebzug Coradia iLint in Niedersachsen (Foto: Alstom).

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