Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2024

384 Fachwissen Fahrzeuge 122 (2024) Heft 10 Elektrische Triebzüge der Baureihe 483/484 für die S-Bahn Berlin Jochen Lenz, Nicklas Meyer, Berlin; Harald Schultz-Eich, Krefeld; Elisabeth Heinrich, Erlangen Die Projektierung einer neuen Fahrzeugbaureihe kommt unter den Randbedingungen der Infrastruktur im Berliner S-Bahn-Netz sowie der anspruchsvollen betrieblichen Parameter wie auch den hohen Erwartungen der leidgeprüften Fahrgäste der unlösbaren Aufgabe gleich, es jedem recht machen zu müssen. Nach der großen Berliner S-Bahn-Krise im Jahr 2009 war es bei der Fahrzeugprojektierung von zentraler Bedeutung, die bekannten konstruktions- beziehungsweise konzeptbedingten Unzulänglichkeiten der Alt-Baureihen von vornherein zu vermeiden und dem historisch gewachsenen Insel-Netz der Berliner S-Bahn zum 100-jährigen Bestehen eine neue Fahrzeuggeneration bereitzustellen, die neben einer hohen technischen Verfügbarkeit gleichzeitig auch für den Fahrgast eine markante Qualitätsverbesserung bietet. Leitlinie des Herstellerkonsortiums aus Stadler und Siemens war es, die Redundanz relevanter Systeme zu erhöhen und bewährte Technik für Berlin weiterzuentwickeln sowie – wo erforderlich beziehungsweise sinnvoll – technische Neuerungen mit Bedacht umzusetzen, ohne aber eine grundlegende, radikale Revolution des von der Berliner Infrastruktur geprägten Fahrzeugkonzepts mit den damit einhergehenden Risiken einzuläuten. Electric multiple units of the 483/484 series for the Berlin S-Bahn Given the constraints of the infrastructure in the Berlin S-Bahn network as well as the demanding operational parameters as well as the high expectations of the long-suffering passengers, the planning of a new vehicle series is like the impossible task of having to please everyone. After the major Berlin S-Bahn crisis in 2009, it was of paramount importance to replace old series and to provide the historically grown network with a new generation of vehicles for its 100th anniversary, that in addition to high technical availability, also offers passengers a significant improvement in quality. The guiding principle of the manufacturer consortium made up of Stadler and Siemens was to increase the redundancy of relevant systems and to further develop proven technology for Berlin and – where necessary or sensible – to implement technical innovations carefully, but without a fundamental, radical revolution in the vehicle concept characterized by Berlin’s infrastructure with the associated risks. Unités multiples électriques de la série 483/484 pour le S-Bahn de Berlin Planifier une nouvelle série de S-Bahn pour les passagers berlinois exigeants s’apparente à une tâche difficile celle de devoir plaire à tout le monde. Après la crise majeure du S-Bahn de Berlin en 2009, il était indispensable de remplacer les anciennes séries et de doter le réseau historiquement développé d’une nouvelle génération de véhicules pour son 100e anniversaire, qui offre un haut niveau de disponibilité technique mais aussi une expérience pour les passagers. Le consortium de constructeurs composé de Stadler et Siemens a veillé à augmenter la redondance des systèmes concernés et à mettre en œuvre des innovations prudentes sans procéder à une révolution complète du concept du véhicule avec les risques associés. 1 Einleitung Nach lange ausbleibender Neubeschaffung von Fahrzeugen für das Berliner S-Bahn-Netz bestand ab dem Jahr 2010 ein erhöhter Fahrzeugbedarf, insbesondere um die Alt-Baureihen (BR) 485 und 480 abzulösen, die absehbar das Ende ihrer Lebensdauer erreichen würden. Stadler und Siemens beschlossen, sich in Form eines Herstellerkonsortiums um die Lieferung der Fahrzeuge zu bewerben. Die Montage sollte dabei ortsnah am Standort Berlin-Pankow erfolgen. Aufgrund der absehbaren Komplexität des Vorhabens und wegen des zu erwartenden Zeitdruckes, unter dem die Arbeiten stehen würden, wurde bereits vor dem Start der formalen Ausschreibung mit der Projektierung des Fahrzeugkonzeptes im Konsortium begonnen. Dabei waren besondere Herausforderungen aufgrund des historisch gewachsenen S-Bahn-Netzes zu beachten. Dazu gehören unter anderem besondere bis dahin unzureichend dokumentierte Profileinschränkungen im Nord-Süd-Tunnel, die durch Bahnsteiglängen und Netzzuschnitt weitestgehend vorgegebene Fahrzeuggeometrie, Besonderheiten eb 10 2024 ePaper Abonnement 2024 ã Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG Vervielfältigung und Verbreitung unzulässig und strafbar!

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