Auszug | eb - Elektrische Bahnen 4 | 2024

165 Journal 122 (2024) Heft 4 und hätten jederzeit eingreifen und bei Bedarf die Fahrt anhalten können. Welche Rolle die menschlichen Faktoren spielen und wie sich die teilnehmenden Lokomotivführer in die reale Situation versetzen können, wurde im Rahmen der Testfahrten von Spezialisten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) untersucht. Sie verfügen über langjährige Erfahrung im Bereich des automatisierten Betriebs und begleiteten die Testfahrten. Railjet neuer Generation Die ÖBB nahmen am 22. März 2024 den ersten Railjet der neuen Generation von Siemens Mobility in Betrieb. Dieser wird vorerst auf der Strecke Wien – Feldkirch eingesetzt. Der ohne Lokomotive 240m lange Zug bietet 532 Sitzplätze und besteht aus neun Waggons. Davon sind zwei 1. Klasse First Class-Sitzplatzwagen mit Business Class-Bereich, ein Bordrestaurant-Wagen mit Sitzplatzbereich, vier 2. Klasse Economy Class-Sitzplatzwagen, ein Multifunktionswagen Economy Class und ein Steuerwagen Economy Class. Technisch bemerkenswert sind die um 30% leichteren Drehgestelle, die für den Mobilfunk-Empfang optimierten Fenster, innovative Energieverteilerblocks mit redundanter Versorgung durch den Nachbarwagen sowie das Selbstdiagnosesystem mit gesicherter Funkverbindung zum Wartungsstützpunkt. Gesteigerte Energieeffizienz wird zum Beispiel durch LED-Innenraumbeleuchtung, eine Klimaanlage mit Wärmepumpenfunktion sowohl im Kühl- als auch im Heizbetrieb sowie eine Regelung der Frischluftzufuhr entsprechend dem CO2-Gehalt in der Luft erreicht. Die durchgängigen Rückenlehnen der Doppelsitze grenzen die Sitzreihen besser ab und sind mit wegklappbaren Mittellehnen ausgestattet, wodurch sie bei gering ausgelasteten Zügen zu einem kleinen Sofa umgebaut werden können. Die Railjets der neuen Generation entwickelte und werden gebaut von Siemens Mobility in Wien und basieren auf der gleichen Plattform wie die neuen Nightjets. Ursprünglich waren acht Züge bestellt, inzwischen orderte die ÖBB weitere 19 Züge, die alle bis Herbst 2028 ausgeliefert werden. Koralmtunnel erhält Oberleitung Als Bestandteil der Koralmbahn Graz – Klagenfurt soll Ende 2025 der Koralmtunnel mit den zwei 33 km langen Tunnelröhren durch die Koralpe in Betrieb gehen. In der finalen Bauphase, der Ausrüstung mit Bahntechnik, werden derzeit unter anderem die 70 Querschläge mit Sicherheits-, Elektro- und Telekomtechnik ausgestattet. Dazu werden 2000 km Kabel verlegt, 550 Verteiler montiert und 90 Klimaanlagen installiert. Im März 2024 begann die ARGE Rhomberg Fahrleitungsbau & European Trans Energy mit der Montage der Stromschienenoberleitung. Als Betriebsgeschwindigkeit sind 250 km/h zugelassen. Durch Verwirbelungen können kurzfristig lokal Windgeschwindigkeiten bis zu 350 km/h entstehen. Insgesamt sind derzeit 500 Personen direkt auf der Baustelle beschäftigt, davon 150 pro Arbeitsschicht vor Ort im Tunnel. Einschließlich Dienstleiser und Zulieferer sind weit über 1000 Personen am Projekt beteiligt. Da der Koralmtunnel nur über das Ost- oder Westportal erreicht werden kann, dauert der Weg zum Arbeitsplatz bis zu 90min. Das stellt auch für den Werkzeug- und Materialtransport eine große logistische Herausforderung dar. Die Hauptbauarbeiten werden dabei bis Ende 2024 abgeschlossen. Danach geht der Tunnel mitsamt dem steirischen Teil der Koralmbahn in die Inbetriebnahmephase über. Seitenansicht eines Waggons des ÖBBRailjet neuer Generation (Foto: Siemens). Querschnitt einer Röhre des Koralmtunnels (Grafik: ÖBB). eb 4 2024 ePaper Abonnement 2024 ã Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG Vervielfältigung und Verbreitung unzulässig und strafbar!

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