259 Journal 122 (2024) Heft 6 Für die diagnostischen Untersuchungen wurden fünf an den ursprünglich vor Ort verbauten Spannbetonschwellen des Typs B70 ausgewählt. Diese wurden zunächst fotografisch dokumentiert und anschließend beprobt. Ziel der Untersuchungen war der Nachweis oder Ausschluss einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR), sekundären Etteringit-Bildung (SEB) sowie gegebenenfalls anderer Schadreaktionen. Die AKR und SEB sind chemische Reaktionen, die sich nach dem Herstellungsprozess von Betonbauteilen entwickeln und zu Schädigungen führen. Im Ergebnis der Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die beiden aus dem in der Abbildung dargestellten Bereich I stammenden Spannbetonschwellen die stärksten Schädigungen aufwiesen. Diese waren eine Folge des kombinierten Ablaufs von AKR und SEB. Die Schädigungen unterlagen einem länger ablaufenden Prozess und haben unter den nutzungsbedingten mechanischen Beanspruchungen zu einem strukturellen Versagen der Spannbetonschwellen geführt. Insbesondere bei Spannbetonschwellen aus dem Bereich I der Abbildung 4 war ein vollständiges Erkennen der Schädigungen durch eine augenscheinliche Inspektion im eingebauten Zustand nicht möglich. Die inneren Schädigungen waren bei den untersuchten Spannbetonschwellen deutlich höher als von außen erkennbar. Als Grundlage zur Qualitätssicherung bei der Herstellung von Spannbetonschwellen dient der DB Standard (DBS) 918143 „Technische Lieferbedingungen Gleis – und Weichenschwellen aus Beton für Schotteroberbau und Feste Fahrbahn“. Die aus dem Bereich I untersuchten Spannbetonschwellen wurden im Jahr 2006 hergestellt. Seitdem wurde der DBS 918143 unter anderem auch aufgrund der Erfahrungen hinsichtlich AKR/SEB mehrfach angepasst. Mit verbindlicher Einführung des Anhangs G „Beurteilung des AKRPotentials von Schwellenbetonen – AKRPerformance-Prüfung und Rezepturbewertung“ im Jahr 2018 erfolgte dann eine konsequente Verschärfung der Vorgaben. Gemäß des Anhangs G sind unter anderem auch regelmäßige Überwachungen/Rezepturbewertungen durchzuführen. Bei der Feststellung von Auffälligkeiten fehlen weiterhin Regelungen zur zeitnahen Rückverfolgbarkeit sowie Maßnahmen für die weitere Schwellenproduktion. Auf der Grundlage der bisherigen Erkenntnisse ergehen nachfolgende Sicherheitsempfehlungen an die nationale Sicherheitsbehörde und die Eisenbahninfrastrukturunternehmen: • Es wird empfohlen, ein technisches Verfahren zur vollumfänglichen Prüfung des Zustandes von Spannbetonschwellen aller Hersteller im eingebauten Zustand zu entwickeln. • Es wird empfohlen, eine zentrale Rückverfolgbarkeit verbauter Spannbetonschwellen zu gewährleisten. Grenzüberschreitender Verkehr im Nahen Osten Das erste länderübergreifende Eisenbahnnetzwerk im Nahen Osten und der arabischen Welt entsteht zwischen den Hauptstädten der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE), Abu Dhabi und dem Sultanat Oman, Sohar. Es wird Omans erste Eisenbahnstrecke sein. Nach einer Ausschreibung beauftragte Etihad Rail, ein Joint-Venture-Unternehmen der beiden Länder, Siemens Mobility und ihrem Konsortialpartner Hassan Allam Construction mit der signaltechnischen Ausrüstung der 303 km langen Eisenbahnstrecke. Siemens und Hassan Allam Construction werden die Planung, den Bau und die Integration der Leit- und Sicherungstechnik ETCS Level 2 sowie weiterer TelekommunikaSpannbetonschwellen im km97,676: Schwellen, die zur Bogenaußenseite verschoben waren, befinden sich im Bereich mit der Bezeichnung I. Die Schwellen, deren Spurhaltefähigkeit noch gegeben war, befinden sich im Bereich mit der Bezeichnung II (Foto: BEU). Eisenbahnstrecke Abu Dhabi – Sohar (Grafik: Siemens). eb 6 2024 ePaper Abonnement 2024 ã Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG Vervielfältigung und Verbreitung unzulässig und strafbar!
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