Probeheft zur Ansicht | eb - Elektrische Bahnen

237 Fokus 116 (2018) Heft 7 Kraftwerk Obervellach II – Zahlen und Fakten Das Projekt Kraftwerk Obervellach II ersetzt die beiden bestehenden Kraftwerke Lassach und Obervellach I (Bild 2). Die Wasser insgesamt drei umliegender Bäche werden dazu gefasst und über ein Druckstollen- und Rohrsystem bis zur Möll abgeleitet. Die Fassungen des Mallnitzbachs und des Kaponigbachs waren bereits Teil der alten Anlage. Der Dösenbach wird völlig neu gefasst. Als Wasserfassungen kommen Bauwerke mit Seitenentnahmen und sogenannte Tiroler Wehre zum Einsatz. Der Triebwasserstollen mit einem Durchmesser von rund 3m ist etwa 4 km lang und mündet in einen unterirdischen Speicherstollen mit einem Fassungsvermögen von 60000m³. Dieser Speicher ermöglicht es den ÖBB, Spitzenenergie bereitzustellen und somit die Anforderungen einer bedarfsgerechten Bahnenergieversorgung zu erfüllen. Zudem wird mit dem Wasser des Kaponigbaches über eine Druckrohrleitung mit DN700 ein 50-Hz-Kleinwasserkraftwerk zur Eigenbedarfsversorgung betrieben bevor es auch dem Speicherstollen zugeführt wird. Über die eine Apparatekammer mit zwei Rohrbruchklappen DN1800 und eine eingegrabene Druckrohrleitung mit 1,8m Durchmesser erfolgt die 16,7-Hz-Bahnenergieerzeugung nach einem Gefälle von etwa 490m am neuen Krafthausstandort Obervellach II im Gewerbegebiet nahe der Möll. Die Ausbauwassermenge beträgt 9m³/s. Für die Maschinensätze sind zwei Peltonturbinen mit je 4,5m³/s Durchfluss vorgesehen. Die Schaltanlage wird in Freifeldausführung realisiert. Entsprechend den Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie stellt neben der dauerhaften Restwasserbeaufschlagung in allen drei genannten Bächen ein Pufferbecken die umweltverträgliche Einleitung des Wassers in die Möll sicher. Die neue Kraftwerkskonfiguration hat eine Ausbauleistung von 38MW. Die Energieproduktion kann von derzeit rund 92GWh auf rund 125GWh gesteigert werden. 125GWh entsprechen rund 30000 Fahrten des Hochgeschwindigkeitszugs der österreichischen Bundesbahnen (Railjet) von Salzburg nach Wien. Die bestehenden Anlagen werden außer Betrieb genommen und teilweise rückgebaut beziehungsweise wiederverwertet. Eigenversorgung – unabhängig und ökologisch Warum die österreichischen Bundesbahnen nach wie vor auf Eigenerzeugung setzen liegt auf der Hand. Als Gründe sind vor allem die Erhöhung der Unabhängigkeit von betriebsfremden Energieversorgungsunternehmen, die Sicherstellung der umweltfreundlichen Bahnenergieversorgung durch den Ausbau heimischer erneuerbaren Energiequellen, die Vermeidung von zusätzlichen Verlusten durch die Umformung von 50-Hz- auf 16,7-Hz-Bahnenergie sowie die Stabilisierung der Energie-Aufbringungskosten zu nennen. Bild 2: Projektübersicht – Lageplan der neuen und der alten Anlage (Grafik: ÖBB). b Probeheft zur Ansicht

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